Transsilvanien – da soll es Vampire geben – und legendäre alte Tomatensorten.

Gespannt lausche ich den Erzählungen von Simona. Sie kommt aus Siebenbürgen. Wir lernen uns auf einer rumänischen Geburtstagsfeier in Unterfranken kennen. Und irgendwann unterhalten wir uns über Gärten – na klar. Simona kommt ins Schwärmen.

Auf dem Land in Rumänien besitzt so gut wie jede Familie einen großen Garten, einen wirklich großen Garten, Federvieh und mindestens 2 Hausschweine. Es wird sehr viel Gemüse angebaut. Ein großer Teil davon wird für die Wintermonate eingekocht oder eingefroren. Darunter natürlich jede Menge Tomaten in den unterschiedlichsten Variationen. Nirgends schmecken die Tomaten besser als hier.

Ich glaube ihr. Denn die Art und Weise wie sie mit Gestik und Mimik von rumänischen Tomaten erzählt ist absolut inspirierend. Bin also infiziert und frage mich wo man im Spessart original rumänische Tomaten bekommt. Die Lösung findet sich nur zwei Stehtische weiter. Ihr Name ist Rosina, Simonas Tante und ebenfalls aus Siebenbürgen. Rosina würde niemals auf die Idee kommen ihre Kräuter im Supermarkt zu kaufen. Im Sommer holt sie sie lieber frisch aus ihrem Garten. Für den Winter werden sie portionsweise eingefroren. Rosina lebt seit über 20 Jahren im Spessart. In ihrem Garten wachsen rumänische Fleischtomaten. Die Ausgangspflanzen hat sie vor Jahren aus ihrer Heimat mitgebracht. Seitdem gewinnt sie das Saatgut jedes Jahr selbst. Auf meinen fragenden Blick hin erklärt mir Rosina wie das mit dem Tomatensaatgut funktioniert.

Tomatensaatgut selber herstellen

Variante 1:

Wenn sie viel Lust hat schneidet Rosina die reifen Tomaten in der Mitte durch, entfernt das Fruchtfleisch inkl. Kerne mit einem Löffel und gibt es in ein kleines Sieb. Unter fließendem Wasser wäscht sie die Tomatenkerne solange ab bis kein Fruchtfleisch mehr zu sehen ist. Die sauberen Kerne werden auf einem Küchenpapier zum Trocknen ausgebreitet. Sobald sie richtig trocken sind, löst sie die Kerne vorsichtig ab, sammelt sie in einem Samentütchen aus Papier und lagert sie bis zur nächsten Aussaat trocken und dunkel in ihrem Keller.

Variante 2:

Wenn sie keine Lust hat, dann schneidet Rosina die reifen Tomaten in der Mitte durch, löffelt das Fruchtfleisch inkl. Kerne direkt auf ein Küchentuch, verteilt die Masse über die ganze Fläche und lässt alles zusammen trocknen. Gelagert wird das Samentuch trocken und dunkel im Keller. Ende Februar beginnt Rosina ihre Tomatenpflanzen vorzuziehen. Dafür verwendet sie eine Aussaatschale in die sie etwas Anzuchterde füllt. Nun legt sie einfach das Tomatensamentuch hinein, bedeckt es mit einer ca. 5mm hohen Schicht aus Anzuchterde und gießt alles gründlich an. Sobald die Keimlinge groß genug sind, werden sie pikiert und weiter zu stattlichen Tomatenpflanzen herangezogen.

Persönlich reizt mich ja Variante 2. Das klingt so simpel und praktisch. Werde es auf jeden Fall ausprobieren und davon berichten. Damit ich mein eigenes Saatgut von rumänischen Fleischtomaten gewinnen kann, schenkt mir Rosina 5 selbstgezogene Pflanzen. Freue mich riesig. Beim Abholen der Pflanzen darf ich einen Streifzug durch ihren kleinen, transsilvanischen Garten machen.

 

Multumesc!