Vor 10 Jahren entstand am Rande eines fränkischen Dorfes ein Schrebergarten, der in seiner Vielfalt kaum zu überbieten ist. Mit großer Liebe zum Detail verwandelte seine Pächterin den ehemaligen Kartoffelacker in ein Paradies für Mensch und Tier. Kaum gleitet der zweite Fuß über die Schwelle der rosenumrankten Gartentür, sind Deadlines, Emails und Meetingprotokolle vergessen. Fast so, als hätte jemand den Stecker gezogen. Im hintersten Eck steht ein Sonnenschirm, darunter ein gedeckter Tisch mit vier Stühlen. Auf dem Tisch: Erdbeerkuchen und Kaffee. Das fängt ja prima an, so gehen immer die ganz guten Tage los. Schon bald beginnt ein leidenschaftliches Gespräch über die Idee dieses Gartens. Wie werden sich drei komplette Themen auf nur 200 Quadratmetern Fläche anfühlen?

Thema 1: Der Küchengarten

In diesem Teil dient der traditionelle Klostergarten, oft auch Kreuzgarten genannt, als Vorbild. Kreuzgarten, weil der Nutzgarten von der Mitte ausgehend in vier gleichgroße Bereiche gegliedert ist. Den Mittelpunkt des Küchengartens bildet ein wunderschöner, buchsumwachsener Rosenstamm. Über das mit Rindenmulch bedeckte Wegekreuz erreicht man die einzelnen Beet-Arrangements von jeder Seite aus sehr komfortabel. Sorgfältig arrangiert wachsen hier Gemüsesorten wie Erbsen, Tomaten, Salat oder Zwiebeln. Wo Platz und Bedingungen das fördern, haben sich im Laufe der Jahre Kräuter ausgesät. Dazwischen immer wieder Bienen, eine kleine Blumenweide bietet reichlich Nahrung.

Komposthaufen und Fruchtfolgetabelle sind zwei der Elementarbausteine dieses bäuerlichen Küchengartens. In Kombination mit dem selbst hergestellten Dünger, sorgt die Wahl der richtigen Fruchtfolge dafür, dass immer genügend Nährstoffe im Boden sind. Der im hinteren Teil neben der Gartenlaube beheimatete Komposthaufen liefert diesen Dünger, er wird ausschließlich mit Gemüseresten gespeist, Unkraut darf hier keines wurzeln. Nach zwei Jahren hat sich der Kompost wieder in fruchtbare Erde verwandelt und kann verarbeitet werden kann. Wie gut dieser Boden ist, lässt sich an der Komposition seiner natürlichen Einfassung erkennen.  Königskerze, Stockrosen und Zitronenmelisse haben sich hier zu einem farbenfrohen Intermezzo verabredet.

Die Bewässerung des Gartens geschieht auf die gute Alte Art: Pumpe aus eigenem Brunnen mit Handbetrieb. Wiewohl der Garten ganz grundsätzlich gut gelegen ist, wenige Meter entfernt gibt es einen kleinen Bach. Sehr gut gefällt mir, dass das nachlaufende Wasser in einem Bottich aufgefangen wird, den viele Insekten als Tränke und Badesee nutzen. Deshalb ist das Minigewässer mit einer ganzen Reihe hölzerner Rettungsboote ausgestattet, die auch rege als Inseln genutzt werden.

Thema 2: Der Obstgarten

Der hintere Teil des Schrebergartens wirkt wie eine kleine Streuobstwiese. Auch die Obstbäume wurden erst vor einem Jahrzehnt oder noch kürzerer Zeit angesiedelt, doch Klima und Boden bekommen ihnen prächtig. Boskoop, Goldparmäne, Reneklode oder Kornellkirsche wachsen um die Wette und werden dieses Jahr einen ordentlich Ernteertrag einbringen. Strauchobst, etwa Himbeeren und Johannisbeeren, runden das Angebot im Thema “Süßes aus eigenem Anbau” ab. Man könnte den Eindruck haben, dass die Gärtnerin Naschen ganz wunderbar findet.

Thema 3: Der Wohlfühlgarten

Wenn ein Garten so ziemlich jeden vegetarischen Genuss offeriert, den man bei uns auf kleinen Freiflächen anbauen kann, ist das natürlich immer ein Wohlfühlgarten. Doch dieser hier verbindet die Gaumenfreuden mit einer ganzen Reihe weiterer Ideen und Attraktionen für Auge, Ohr und Nase. Etwa die herrlich üppige Rosenpracht mit Exemplaren wie Leonardo Da Vinci, Ramblerrose und Fritz Nobis, Mmmh wie das duftet. Da sind die vielen kleinen liebevoll angelegten detailverliebten Eckchen. An denen das Auge kleben bleiben will, wann immer sich die Zeit dazu bietet. Und da sind die vielen Vögel und Insekten, die diesem Garten einen individuellen, ganz eigenen Sound geben. Musik in meinen Ohren. Am Ende der Führung möchte ich mich am liebsten in die nächste Hängematte legen und ein gutes Buch lesen. Zum Beispiel über alte Klostergärten. Doch vorher möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Für einen tollen Nachmittag im grünen Sommerraum.