Alle Mails für heute beantwortet, Handy aus, Gummistiefel an und schon bin ich auf dem Weg nach Draußen. Immer mit dabei meine lieben Hunde Nuts und Nova.

Unsere Spaziergänge zum Hirndurchlüften führen uns, egal welchen Feldweg wir auswählen, an einer Streuobstwiese vorbei. Ja wir sind hier in Unterfranken. Aktuell machen diese Spaziergänge besonders viel Spaß, denn ich habe in all der Zeit die wir hier leben, den einen oder anderen Lieblingsapfel für mich entdeckt. Überwiegend sind das alles alte Sorten die es im Supermarkt nicht zu kaufen gibt. Die Goldparmäne zum Beispiel, der Oberländer Himbeerapfel oder der James Grieve. Sie alle haben nach heutigem Verständnis vielleicht nicht die perfekte Form und Größe aber dafür einen unvergleichlichen Geschmack auf den ich mich jedes Jahr aufs Neue freue.

Das besondere Aroma dieser alten Sorten, eignet sich z.B. hervorragend für einen frischen Apfeltee. Der geht ganz einfach. Für einen Liter Tee benötigst Du einen mittelgroßen Apfel und ein paar zweige Pfefferminze. Den Apfel halbieren, entkernen und mit Schale in Scheiben schneiden. Apfelscheiben und Pfefferminze mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Schmeckt übrigens auch kalt sehr gut.

Neben den verschiedensten Apfelsorten, findet man auf den Streuobstwiesen auch Pflaumen-, Birnen-, Kirsch- und Walnussbäume. Traditionell werden die Erntefrüchte hier zu Obstschnaps, zu Säften, teilweise sortenrein oder zu Marmeladen verarbeitet.

Was ist Streuobst?

Streuobst wird auf hochstämmigen Obstbäumen erzeugt. Die Bäume stehen dabei, wie der Name schon vermuten lässt, verstreut in der Landschaft. Ebenfalls unter den Begriff Streuobst fallen hochstämmige Obstbäume in Hausgärten, auf Wiesen, Weiden und Äckern, Obstalleen entlang von  Feld- und Landstraßen oder Einzelbäume in freier Landschaft. So wie zum Beispiel Walnussbäume. Die sind bei uns sehr häufig einzeln anzutreffen.

Den Obstbau haben wir den Römern zu verdanken. Sie brachten ihn vor 2000 Jahren als Kulturform nach Deutschland. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte die weite Ausbreitung des Streuobstbaus in klimatisch günstigen Gebieten wie z.B. Baden Württemberg oder Franken. Die Streuobstwiesen legten sich wie breite Gürtel um die einzelnen Ortschaften und entwickelten sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig, der zwischen 1930 und 1950 seinen Höhepunkt fand. Zu dieser Zeit wurden rund 1,5 Millionen Hektar Streuobst als Wiese bzw. Äcker angebaut. Mit dem 2. Weltkrieg begann der Niedergang des Streuobstbaus. Der Import von Früchten sowie die Einführung von Rodungsprämien machten diese Form des Obstanbaus unattraktiv.

Seit den 80er Jahren bemüht man sich zunehmend die übrig gebliebenen Streuobstbestände zu schützen. Die wertvollen Genreserven der alten und selten gewordenen Obstsorten müssen erhalten werden. Sie haben sich über Jahrhunderte hinweg unseren klimatischen Bedingungen angepasst und geben uns die Möglichkeit entsprechend mit ihnen weiter zu züchten.

Nicht zu unterschätzen ist die Streuobstwiese auch als natürlicher Lebensraum. Denn durch die einzigartige Kombination aus Baum und Wiese, finden hier wiesen- und waldbewohnende Tier- und Pflanzenarten optimale Bedingungen vor. Darunter auch selten gewordene Tiere wie Schmetterlinge, Wildbienen, Fledermäuse und Vögel (Steinkauz, Wendehals).

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